Die Gottesfurcht (at-Taqwah)
Allāh, der Erhabene, sagte:
يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا اتَّقُوا اللَّهَ حَقَّ تُقَاتِهِ وَلَا تَمُوتُنَّ إِلَّا وَأَنْتُمْ مُسْلِمُونَ
„O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allāh in geziemender Furcht und sterbt nicht anders denn als Muslime.” (Sūrah Āli ‘Imrān, 102)
Ibn al-Qayyim (751. n. H.), Allāh erbarme sich seiner, sagte:
„Was die Gottesfrucht betrifft, dann ist ihre Wirklichkeit: Das Handeln gemäß dem Gehorsam zu Allāh, glaubend und erhoffend, ausführend und zurückhaltend. Er (der Diener) verrichtet was Allāh befohlen hat, während er an den Befehl glaubt und das Versprechen Allāhs für wahr erklärt, und er hält sich davon zurück, was Allāh verbat, während er an das Verbot glaubt und sich vor der angedrohten (Strafe) fürchtet.
Wie Ṭalq ibn Ḥabīb sagte: „Wenn (euch) die Heimsuchung trifft, dann löscht sie mit der Taqwa.”
Sie sagten: „Was ist die Taqwa?”
Er sagte: „Dass du, gemäß dem Lichte Allāhs, gehorsam gegenüber Allāh handelst, während du auf Allāhs Belohung hoffst. Und dass du dich, gemäß dem Lichte Allāhs, von den Verboten Allāhs fernhälst, während du dich vor Allāhs Strafe fürchtest.”
Dies ist das beste, was über die Definition der Taqwa gesagt wurde. Jede Tat hat einen Ursprung und ein Ziel. Die Tat ist nicht Gehorsam und Näherung (zu Allāh), bis ihr Ursprung der Glaube ist, so dass ihr Beweggrund der reine Glaube ist, nicht die Tradition, nicht die Gelüste, nicht das Streben nach Lob und Ansehen, oder andere Dinge. Vielmehr muss ihr Ursprung der reine Glaube und ihr Ziel die Belohnung sowie die Erlangung der Zufriedenheit Allāhs sein, dies ist das Erhoffen.” (Quelle: Ar-Risālah at-Tabūkīa, Seite 13)
„Jedesmal, wenn der Diener Allāh fürchtet steigt er zu einer anderen Rechtleitung auf (weil sich der Glaube mit dem Gehorsam vermehrt). Er steigt ständig in der Rechtleitung empor, so lange er die Gottesfurcht vermehrt. Doch jedesmal wenn ihm ein Anteil der Gottesfurcht entgeht, entgeht ihm, dem gemäß, ein Anteil der Rechtleitung. Jedes Mal wenn er (Allāh) fürchtet, mehrt sich die Rechtleitung und jedesmal wenn die Rechtleichtung sich mehrt, vermehrt sich die Gottesfurcht.”
„Denn die Rechtleitung hat keine Grenze. Egal was der Diener davon erreicht, über seiner (erreichten) Rechtleitung gibt es eine weitere Rechtleitung, und überhalb jener Rechtleitung gibt es eine weitere Rechtleitung, ohne Ende.” (Quelle: Al Fawā’id, Seite 130)
„Die Stufen der Gottesfurcht sind drei:
- 1. Das Schützen des Herzens und der Gliedmaßen vor den Sünden und Verbotenen (Handlungen).
- 2. Das Schützen (des Herzens und der Gliedmaßen) vor den verpöhnten Handlungen. (Denn das ständige Begehen der verpöhnten Handlungen führt dazu ins Verbotene zu fallen)
- 3. Das Schützen (des Herzens und der Gliedmaßen) vor dem Überschuss (des Erlaubten) und dem (was den Diener) nichts angeht. (Denn der Überschuss des Erlaubten führt zum Begehen des Verpöhnten.)
Die Erste verleiht dem Diener sein Leben. (Durch) die zweite erwirbt er seine Gesundheit und seine Kraft. Mit der Dritten erlangt er seine Freude, Zufriedenheit und Wonne.” (Quelle: Al Fawā’id, Seite 31-32)
Scheich ‘Abdullāh bin ‘Abdur-Raḥīm al-Buchārī, Allāh beschütze ihn, sagte:
„Verwirkliche die Taqwa, oh Diener Allāhs und strebe danach sie zu verwirklichen. Streng dich dafür an und sei nicht nachläßig, denn die Nachläßigkeit darin führt zu ihrem Gegenteil. Möge Allāh uns schützen und bewahren. Die Verwirklichung der Taqwa muss in jeder Angelegenheit deines Lebens geschehen. In deinem Nehmen, Unterbinden, Reden, Geben, in der Erziehung deiner Seele, in der Erziehung deiner Angehörigen, Kinder und deines Ehepartners, im Umgang mit deiner Familie, deinen Nachbarn, mit deinen Lehrern, und mit deinen Mitschülern, mit allem was um dich ist, sogar mit den materiellen Dingen und den Tieren. Du musst Allāh, den Erhabenen und Glorreichen, fürchten! Wenn du (zum Beispiel) einen fliegenden Vogel siehst, und ihn ohne Grund bewirfst, ohne dass er in den zwei Haramgebieten (Mekka und Medinah) ist, und ohne dass du das nötig hast, worauf du ihn ohne Grund und ohne Erfordernis tötest. Hast du dann in dieser Tat Allāh gefürchtet?
Der Prophet (ﷺ) sagte sogar über das Schlachttier:
„Jeder von euch soll sein Messer schärfen, auf dass er es dem Geschlachteten (Tier) erleichtert.”
Wer dies aber nicht tut, hat er dann Allāh gefürchtet, während dem Schlachten dieses Tieres?
Er tat es nicht. Er sagt (vielleicht): „Die Angelegenheit ist leicht.”
Nein! Deshalb kam, von der Rechtleitung des Propheten (ﷺ), zu uns, dass er uns jede gute Sache beibrachte. Es gibt nichts Gutes, außer, dass er uns darauf hinwies. Und es gibt nichts Schlechtes, außer, dass er uns davor warnte.
„Hat euch euer Prophet alles beigebracht, sogar den Stuhlgang?”
Er sagte: „Ja!”
Worauf er das Bittgebet erwähnte, welches man sagt, wenn man auf die Toilette geht. (Er ﷺ lehrte, was du tun musst) wenn du dich anziehst, ausziehst, wenn du auf die Toilette gehst, wenn du schlafen willst, wenn du aufstehst, usw. Ist es nicht so? Doch! Mit all dem verwirklichst du die Gottesfurcht, auf dass du rechtgeleitet wirst. Jedesmal wenn du Allāh fürchtest, leitet Er dich recht, und jedes mal wenn Er dich rechtleitet vermehrt sich deine Taqwa. So gebührt es sich für den Strebenden nach Wissen und demjenigen, der diesen Weg eingeschlagen hat, von den gottesfürchtigen Dienern Allāhs zu sein. Auf dass er mit dem Versprechen Allāhs gewinnt:
إِنَّ الْمُتَّقِينَ فِي جَنَّاتٍ وَنَهَرٍ • في مقعد صدق عند مليك مقدر
„Wahrlich, die Gottesfürchtigen sind inmitten von Gärten an Bächen • in einem würdigen Wohnsitz in der Gegenwart eines mächtigen Königs.” (Sūrah al-Qamr 54:54-55)
Der Imām und Ḥāfith Ibn Radschab, möge Allāh sich seiner erbarmen, sagte in Dschāmi’ al ‘Ulūm wal-Ḥikam:
„Wer in Zeiten des Wohlergehens, gegenüber Allāh mit Gottesfurcht (und Gehorsam) handelt, den wird Allāh mit Sanftheit (und Hilfe) in Zeiten der Erschwernis behandeln.”
Sitzung nach der Freitagspredigt in Dschāmi’ ar-Ridwān, 04.01.1440 n. H. entspricht: 14.09.2018
Übersetzer: Mosa Khalaf